Diagnose: Organisationales Burnout.
Praxistransfer von Resilienzkonzepten

Abstract:

„Hochleistungsorganisationen sind wie Rennpferde. Behandelt werden sie aber wie Lastesel“ (Gustav Greve, 2010). Die gesellschaftlichen Veränderungen mit ihren hohen Ansprüchen an den Einzelnen sowie an Organisationen enden immer öfter in psychischen Krankheiten und typischen Leiden einer überforderten Organisation. Dem hohen Leistungsdruck, der Komplexitätsbewältigung und dem adäquaten Umgang mit Stressoren sehen sich viele Menschen machtlos ausgeliefert. Mit der Brille der Organisationsentwicklung betrachtet bedeutet dies, dass Organisationen die Ausbreitung von Phänomenen wie „Burnout“ nicht nur als individuelles Gesundheitsproblem erkennen, sondern als ein Thema der gesamten Organisation. Ursache für den Zusammenbruch des Einzelnen ist oft die angeschlagene „Gesundheit“ des Unternehmens – also deren mangelnde Resilienzfähigkeit.

In Bezug auf Unternehmen als Organismen sollten sich deshalb Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention von Überlastung und sinkender Produktivität etablieren. Man könnte meinen: Ein großes Betätigungsfeld für systemische BeraterInnen und Coaches. Doch die Messlatte liegt nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Beratung hoch. Denn neue Denk- und Handlungsmuster in eine Organisation einzuführen und die Menschen sowie das Unternehmen in der Stärkung ihrer Widerstandskraft zu begleiten, ist ein ehrgeiziges Ziel für beide Seiten.

In diesem Workshop gehen wir von theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen aus, die sich für die Entwicklung von Resilienzkonzepten eignen, um den betrieblichen Erfolg nachhaltiger auch für alle Mitglieder sichern zu können. Die Erforschung von Gesundheitsfragen aufgrund des Sozialkapitalkonzeptes* widmet sich immer mehr den sozialen Kompetenzen und rückt die gesamte Organisation (und nicht nur den Einzelnen) in den Blickpunkt. Davon lassen sich Prinzipien der Resilienzstärkung im organisationalen Kontext und Maßnahmen bzw. mögliche Interventionen für die organisationale Resilienzförderung ableiten.


*Das Sozialkapitalkonzept „eignet sich zur wissenschaftlichen Begründung einer mitarbeiterorientierten Unternehmenspolitik. Es verweist auf […] vertrauensvollen Umgang miteinander, auf gegenseitige Wertschätzung, auf geteilte Überzeugungen und Regeln. Werden sie zur Mangelware, häufen sich Fehler, Missverständnisse und Konflikte, sinkt die Leistungsfähigkeit der Organisation, leiden Leistungsbereitschaft, Loyalität und Gesundheit ihrer Mitglieder.“ (Bernhard Badura, Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg, Berlin, Springer 2008)